Mit Asger Jorn habe ich mich schon seit dem Studium 1985 auseinandergesetzt. Ich erinnere mich an mein erstes Staatsexamen, mir wurde die Aufgabe gestellt, sein Gemälde „Eine CoBrA Gruppe“ aus dem Jahr 1964 zu analysieren. Link zu einer Facebookseite mit dem Gemälde
Seine Auffassung von der Farbe als Material für ein Gemälde, anknüpfend an Soutine, van Gogh, den Deutschen Expressionismus, ist eine Weiterentwicklung der Improvisation ohne Naturvorbild, es ist ein Entstehenlassen eines Gemäldes aus dem Prozess heraus.
Angestoßen wurde Asger Jorn von den Surrealisten, von der Methode des Automatismus, welche er eigenständig interpretierte. Allerdings kritisierte er den „Surrealismus“auf einer Zusammenkunft in Paris 1948 als literarisch und in Diskussionen mit André Breton wurden unterschiedliche Auffassungen des künstlerischen Arbeitens deutlich. 1948 schloss sich Asger Jorn deshalb mit anderen zur Künstlergruppe CoBrA – Copenhagen, Brüssel, Amsterdam zusammen, ohne die befreienden Methoden des Surrealismus abzulehnen oder aufzugeben. ( Quelle: Asger Jorn 1914-1973 , Eine Biographie von Troels Andersen, deutsche Übersetzung, Köln 2001, S.177 ff)
Vorbilder und Traditionen müssen verarbeitet werden, wenn jemand in einer Wissenschaft oder Kulturtechnik einen eigenen Beitrag entwickeln möchte. Das Gemälde „Remember Jorn“ ist eine bewusste Bezugnahme zur Improvisationsmethode Jorns und des Informel. Im Jahr 2001 habe ich noch großformatig auf aufgespanntem Aquarell-Karton gearbeitet. So ist dieses Gemälde an einem Arbeitstag entstanden, gemeint ist in einer zusammenhängenden Arbeitszeit – ein Morgen, ein Mittag, ein Abend – mit Betrachtungspausen und Erkennen, dass das Gemälde nun fertig ist.

Die Acrylfarbe habe ich mit breitem Pinsel und mit den Händen aufgetragen, aus dem Schwung entstandene Flecken werden kontrolliert einbezogen und nicht zugemalt. Die Farbspritzer bleiben, diese sind bewusst als Flecken für figurative Fantasien, Auge, Mund, Maske und Grimasse eingesetzt.
Solche Farbflecken können kontrolliert an spezifische Stellen gesetzt werden, auch wenn das Gemälde im Ganzen spontan aussieht. Die Maltechnik ist nicht einfach drauflos und spontan, sondern die Geste beeinflusst den Farbauftrag und ordnet sich der Gesamtheit ein.


Diese Auseinandersetzung ist keine Kopie, sondern das Erlernen oder das Orientieren an einer Improvisationsmethode. Davon ausgehend muss man eigene Improvisationsmethoden erforschen und das ist der Grund, warum ich heute nicht mehr mit Acrylfarbe auf großem Format arbeite. Es wäre bei Wiederholungen oder Nachahmung des Informel geblieben, aber ich möchte Neues erforschen.
Dieses Gemälde und weitere Gemälde auf Aquarellkarton sind zusammengerollt im Archiv, sie sind mein Bodensatz oder besser meine Wurzeln – eben Tradition.
02.10.2025 Gu