01.07.2021 sans titre – Brauchen Bilder einen Titel ?

Brauchen Bilder einen Titel ?

Sicherlich kennen die meisten Jackson Pollock und seine Drip Paintings.

Seine Bilder hat er konsequent mit Nummern betitelt, weil er die Auseinandersetzung mit dem Gemalten erwartet.

Ein Titel kann dazu führen, dass Betrachtende in dem Bild etwas aus dem Titel suchen, wenn im Titel irgendetwas Gegenständliches benannt ist. Die eigene gedankliche Auseinandersetzung mit dem Bild wird gelenkt oder eingeschränkt oder sogar verhindert, weil Betrachtende augenfaul werden.

Anstatt das Bild anzuschauen, sich zu vertiefen, sich eigene Gedanken zu machen, nach positiven oder negativen Wirkungen zu suchen, festzustellen, ja – dieses Bild gibt mir etwas, wird der Titel gelesen, dann „AHA“ und das Bild bleibt ungesehen.

Aus diesem Grund ist Pollocks Verweigerung für mich ein Vorbild, auch seine Malweise – seine Methodik – hat mich beeinflusst.

„Wenn ich in einem Bild drin bin, ist mir nicht bewusst, was ich tue. Erst nach einer gewissen Zeit des >Kennenlernens< sehe ich, was ich da eigentlich mache. Ich habe keine Angst vor Änderungen, davor, dass ich das Bild zerstören könnte usw., weil das Bild ja ein Eigenleben hat.

Diesem Eigenleben versuche ich zum Ausdruck zu verhelfen. Nur wenn ich den Kontakt zum Bild verliere, wird das Ergebnis verworren. Ansonsten arbeite ich in einem Zustand reiner Harmonie, einer Übereinstimmung von Geben und Nehmen, und das Bild ist gelungen.“

zitiert aus Elisabeth Frank „Jackson Pollock“ , S. 109, Statements (C.J. Bucher Verlag 1984)

ebenda S. 110

„Ich meine, sie sollten … passiv an ein Bild herangehen und das aufnehmen, was es ihnen bieten kann. Sie sollten sich freimachen von bestimmten vorgefassten Meinungen darüber, was sie sehen müssten. … Ein abstraktes Bild sollte man wie Musik genießen – nach einer gewissen Zeit wird es ihnen gefallen oder auch nicht. Aber – ich finde, das ist nicht so schlimm.“

ebenda S. 111

„Ich mache mir nichts aus der Etikette Abstrakter Expressionismus …. Bestimmt ist er nicht-objektiv und auch nicht nicht-gegenständlich. Manchmal bin ich gegenständlich, ein bißchen jedenfalls immer. Aber wenn man aus dem Unterbewußten malt, tauchen zwangsläufig Figuren auf. …. Malen ist ein Zustand … Malen ist Selbstentdeckung … Jeder gute Künstler malt, was er ist.“

Genau deshalb brauchen Bilder keinen Titel.

Am schönsten wäre es, wenn die Betrachtenden Titel geben würden, jeder einen Neuen, damit man erfährt, welche Gedanken durch das Bild ausgelöst wurden. Das würde mich sehr freuen.

Tuschestifte auf Karton 25.06.2021 Format 60cm x 42cm DIN A 2

Möglicher Titel > Impfkampagne < an der rechten Bildseite beschriftet

Ein erster Betrachter sagte zu mir, das ist eine Prügelei . – Kein Kommentar – 01.07.2021