Warum ist die Zeichnung mit Schrift, die bildnerische Arbeit mit Wörtern so interessant ?
Was reizt, ist das in der Form festgelegte Ausgangsmaterial. Es ist nicht der Zufall der Flecken und Kleckse, welche zum Ausgangspunkt eines Bildes werden, sondern es sind die Formen der Buchstaben eines Wortes.
Das Nichtvorhersehbare, das Spannende besteht in der Nutzung der Formen für das Ganze. Die Improvisation mit den Buchstaben muss, wenn das bildnerische Ergebnis eine Qualität haben soll, das Gesamtbild mitdenken oder im Prozess berücksichtigen.
Wenn z.B. in einem Wort der Buchstabe „e“ enthalten ist, kann dieses „e“ nicht als kleine, runde Form benutzt werden, das „e“ kann als große Form andere Buchstaben umschließen. Mit jedem anderen Buchstaben kann ebenso verfahren werden, die Form wird durch das Gesamtbild bestimmt. Die Formen der Buchstaben sind als Ausgangsmaterial so variabel, dass immer wieder neue Formcharaktere entstehen können. Deshalb bleibt die Arbeit mit Buchstabenformen und Schrift als Ausgangsmaterial so interessant.

Mein Ansatz in der Improvisation ist grundsätzlich die Frage der Entdeckung von Figurationen und/ oder umkehrbare Figurationsformen. Meine Bild-Form-Experimente mit Schrift wollen Figurationen entdecken.
Manchmal kann ich auch bewusst Umkehr-Schriftbilder entstehen lassen, wie z.B. dieses „Known again“. Die Zeichnung ist im Format 21 cm x 29 cm mit Tusche auf Zeichenkarton und ist um 180° rotierbar.


Die Improvisation mit Schrift- und Buchstabenformen scheint erst einmal begrenzter, weil das Material vorgegeben ist. Die Offenheit der Improvisation ist dennoch weitreichend genug, um beständig zu variieren. Eine besonders spannende Frage ergibt sich für das Gesamtbild, wenn ich auf Lesbarkeit und Form sehe. Müssen Bilder aus Schrift lesbar bleiben ? Ist das Gesamtbild nicht das Ziel des Experiments ?
Kann jede/r Betrachter/in z.B. das Wort „Future“ lesen ?

25.07.2025 Gu