04.07.2024 – gegen das euklidische Sehen

Das Prinzip der Zentralperspektive bildete für viele Jahrzehnte die Grundlage des bildnerischen Schaffens. Letztlich galt dieses Prinzip solange es noch keine Fotographie gab.

Die Perspektive soll die genaue Wiedergabe des Seheindrucks von räumlichen Gegebenheiten mittels eines konstruktiven geometrischen Systems gewährleisten.

Im 15. Jahrhundert fanden Künstler der Renaissance, im Rückgriff auf Mathematiker der Antike, einmal Euklid (um 300 v.Chr., Schriften über die Optik) und dann Vetruv (1. Jahrhundert v.Chr.; römischer Baumeister, Schriften zu Architektur), die berechenbare und durch Konstruktion zu lösende Methode für einen perspektivischen Bildaufbau. Die Räume konnten mittels Zentralperspektive mithilfe eines Fluchtpunkts dargestellt werden. Lineal und Abmessen als bildnerische Mittel ?

Wellenlinien oder frei schwingende Ornamente passen nicht in dieses Konzept, auch nicht vibrierende Farbigkeit, die sich nicht abgetönt in einem angenommenen Schattenverlauf einfügt.

Gegen das euklidische Sehen haben Künstler_innen immer rebelliert, weil der Ausdruck, die Imagination, das freie Spiel nicht möglich sind.

Tusche auf Karton im Format 42 cm x 29 cm
… auf den Kopf gestellt

Bilder auf den Kopf stellen, mit Bildideen spielerisch variantenreich neue Formen entdecken, dadurch die eigene Fantasie und die Fantasie der Betrachter_innen anstoßen, ist mit Euklid nicht vereinbar.

Figurtürme, die als Figuration umkehrbar sind, habe ich aus der obigen Grundform entstehen lassen.

Tusche auf Karton im Format 42cm x 29 cm
Tusche auf Karton ebenfalls im Format DIN A3

04.07.2024 Gu