20.06.2024 Farbiger Rhythmus

Die Figuration aus „Dickes Fell – Dünnes Fell“ habe ich 2018 erfunden und als Umkehrfigur in einem größeren Format gearbeitet. Das Gemälde ist 110 cm x 110 cm groß, auf Aquarellkarton mit Gouache und Tuschstiften ausgeführt.

… einmal auf die andere Bildkante gewendet

Die entdeckte Figuration ist umwendbar und als solche habe ich diese in dem Gemälde zu einem Rhythmus verarbeitet. Farbflecken als Ausgangsbasis und ein an den Farbflecken orientierter Rhythmus der Figuraton egeben ein Formennetz und die beiden Ebenen ergeben das Bild.

Mein Maltisch draußen auf dem Hof im Juli 2018
Detail aus 13.07.2018
Detail aus 13.07.2018 – umgewendet

Ergeben Wiederholung, Rhythmus, Variation ein eigenes Bild ? Das verwendete Formenmaterial ist begrenzt, aus meiner Sicht muss eine Umwandlung der vorhandenen Formen zu einer neuen Formfindung erfolgen, damit ein Bild interessant bleibt – eine Synthese.

2018 habe ich den farbigen Rhythmus mit Figuration erprobt, 2024 schließlich die einzelne Figuration differenziert. Eine Synthese wäre eine Umwandlung der entdeckten Figur, welche dabei ihre ursprüngliche Form verliert, zu einer neuen Form wird. Will ich die Figur durch Negation kaputt machen, um eine Neue zu finden ?

Meine Figuren in „Dünnes Fell – Dickes Fell“ sind stärker konzentriert, ich bin l’art brut, wenn ich die Figuration ausdifferenziere. Im farbigen Rhythmus ordnet sich die Figuration unter, ist Teil des Gesamtbildes, die Bewegung ist die Aussage.

Bei Wolfgang Paalen habe ich in einem Aufsatz aus 1944 zur Bedeutung des Kubismus folgende Bemerkung gelesen: „Während der Futurismus, das Dynamische und das Kinetische verwechselnd, die Malerei in eine Sackgasse geführt hatte, wurde die Notwendigkeit der Befreiung des Rhythmus vielleicht von niemandem besser verstanden als von Mondrian. Aber er begnügte sich mit einer summarischen Lösung „…“; was die Malerei zu einer einfachen Übung optischen Gleichgewichts reduzierte.“ … und weiter: “ Es wird das Verdienst des Surrealismus bleiben, die Diskussion über die Wichtigkeit des Gegenstandes wieder eröffnet zu haben.. “ ( aus Von der Bedeutung des Kubismus heute – 1944 – zitiert aus dem Katalog Wolfgang Paalen Wien 1993, S. 266 )

Wolfgang Paalen kritisiert schließlich die beliebige Haltung zum Gegenstand, die er im Surrealismus feststellt, und fordert von einer Malerei der Zukunft: “ Keine Malerei mehr mit einem Gegenstand, aber kein Bild mehr ohne Thema.“ ( ebenda S. 268 )

Das Thema kann eine Figuration mit einer Aussage sein, ein Rhythmus mit einer Bewegung, die sich auf Betrachtende überträgt oder anderes, aber eben keine Naturnachahmung und keine Material-Experimente, die sich in sich selbst erschöpfen.

20.06.2024 Gu