Schrift oder Wörter als Ausgangspunkt für gestalterische Experimente geben mir Formen, die schon da sind. Wenn ich versuche ein Bild zu erfinden, beginne ich mit der weißen Leinwand, mit dem leeren Blatt. Als Start kann eine vage Idee, eine ungefähr in der Vorstellung vorhandene Figuration oder die Absicht stehen, mit einer Geste zu beginnen. Eine Materialspur aus dem Zeichenstift ist oft der Anfang einer Bildimprovisation.
Der Ausgangspunkt Schrift oder ein Wort oder sogar ganze Gedichtzeilen sind als gegebene Formen, die abgewandelt, die aber ohne Ausnahme verwendet werden müssen, eine andere Grundlage für eine Bildimprovisation. Es sind schon Formen vorhanden, mit denen gespielt werden kann. Das Erfinden ist eher eine Sonderform, eine Extremform der Variation. Dennoch entstehen neue Figurformen aus dem Material durch serielle Übung.



Nach Betrachtung der rhythmischen Formen, entstanden durch die Betonung der rundlichen Buchstaben in den Wörtern, versuchte ich den umgekehrten Weg im Experiment.
Nicht Wörter in waagerechten Zeilen, sondern Figurationen angeordnet in Zeilen zu einem Bild werden lassen.

Die Figuration könnte ich Paul Celan widmen, der in seinem Leben so viel Zeitgeschichte auf seinen Schultern tragen musste und doch frei geflogen ist.
27.07.2023 Gu