Aus dem Buch über den Künstler des Informel Karl Otto Götz – In Erwartung blitzschneller Wunder (Seite 72):
>> Ich hielt mich an den alten Programmpunkt der Surrealisten:
„Durch psychischen Automatismus und Paroxysmus das Wunder beim Schopfe packen.“
Für meine Malerei bedeutete dies: Nach vorausgegangener Meditation eines einfachen Bildschemas – höchste Steigerung des subjektiven Ausdrucks durch die Schnelligkeit des Malvorgangs, um dadurch die Grenzen der eigenen subjektiven Vorstellung zu sprengen. Dieses scheinbare Paradoxon mag an die Praxis der heutigen japanischen Zen-Maler, der Bokubi-Gruppe erinnern. Aber ich fühle mich mehr der surrealistischen und damit der romantischen Tradition verbunden… . <<
Dieser Künstler des Informel hat seine Improvisationen im Atelierjargon nach Ausgangsschemata eingeteilt. Die Bildgestaltungen werden aus der vorausgesetzten Absicht heraus > Wasserfall, Diagonale, Wirbel oder eine ähnliche Annahme – in Angriff genommen. ( ebenda Seite 22 )
Der Ausgangspunkt eines Bildes ist nicht eine Struktur, sondern eine Gestaltungsidee, die genug Freiraum für das Experiment lässt. Ein Experiment herabfallend wie ein Wasserfall oder Zeichenspuren in der Diagonalen oder Linien, die einen Wirbel bilden. Diese Ausgangspunkte werden im zweiten Gestaltungsgang zu einem gültigen Bild vollendet.
Karl Otto Götz war Mitglied der CoBra Gruppe und ist sicherlich mit den Möglichkeiten aus Strukturen heraus ein Bild zu entwickeln, wie es zum Beispiel Else Alfelt konsequent erforscht hat, bekannt, dennoch ist er bei seinem eigenen Weg mit den Bildschemata geblieben.
Die Möglichkeiten von der Idee eines Schemas auszugehen sind für eine Fingerübung ( abendliche Zeichnung ) unendlich und sehr geeignet, um ohne Anlass zu zeichnen. Es geht um Übung nicht um ein Werk.
22.09.2022 Gu


