30.10.2024 – Ich denke mit dem Knie – oder lieber doch nicht

Auch wenn ich Hanno Rauterberg nicht in Allem, was er in „Und das ist Kunst ? !“ zustimmen kann, formuliert er eine gute kritische Passage zu Beuys. „Die wichtigste Radikalkur war für ihn die Kunst. Nicht auf rein spiritistische Weise sollte sie heilen, Beuys wollte auch nicht allein das einzelne Ego gesunden lassen. Vielmehr hatte er den besagten ‚Sozialorganismus‘ im Blick.“ … “ Über 20 Jahre nach seinem Tod hat sich seine Kunst als eine erwiesen, die, um es mit seinen eigenen Worten zu sagen ’nicht die Gesellschaft gestalten kann‘ „. Seite 244 ff

Diese Distanz zu Beuys wird ergänzt durch spöttische Bezeichnungen „Wohlfühl- und Heilungskünstler“ für die Arte fakte, was mir zu polemisch erscheint.

Tatsächlich aber sind die Performance, Graphiken, Plastiken oder besser Relikte der Beuys’schen Aktionen mit der Absicht einer -eine Wirkung entfaltenden – Reliquie zu vergleichen, was im Rückschluss bedeutet, dass derjenige, der dies Reliquie hinterlässt eine besondere Person ist, die qua des selbstgewählten Künstleramtes dazu berufen ist, von welcher höheren Instanz auch immer – Reliquien in die Welt zu setzen.

Genau diese Selbst Aura, an der gefeilt und die ausgebaut wird, selbst mit Unwahrheiten fabuliert wird, damit eine besondere Persönlichkeit vorgespiegelt wird, hat die heutige Vorstellung vom Künstlertum hervorgebracht. Der Künstler/ die Künstlerin ein/e verspinnerte Person – ohne Realitätssinn.

Jemand in seinem eigenen psychischen Kosmos, der spontan expressiv seine Andersartigkeit ausdrückt, deshalb merkwürdige Bilder macht und nicht im richtigen Alltagsleben steht.

Ganz im Gegenteil ein/e Bildermacher/in kann einen normalen Beruf haben, läuft nicht dem Kunstmarkt hinterher, sondern arbeitet im zweiten Beruf als Künstler/in. Versucht zu erforschen, zu verstehen, was gute Bilder ausmacht, versucht Neues zu entdecken – ohne an Verkauf denken zu müssen – ist in den eigenen Entscheidungen frei.

„Ich denke mit dem Knie“ Tusche Zeichnung auf Cardboard im Format 55 cm x 38 cm ist als Kommentar zu diesen Gedanken am 08.08.2024 entstanden.

Ich denke mit dem Knie – oder lieber doch nicht

31.10.2024 Gu