Das Prinzip der Zentralperspektive bildete für viele Jahrzehnte die Grundlage des bildnerischen Schaffens. Letztlich galt dieses Prinzip solange es noch keine Fotographie gab.
Die Perspektive soll die genaue Wiedergabe des Seheindrucks von räumlichen Gegebenheiten mittels eines konstruktiven geometrischen Systems gewährleisten.
Im 15. Jahrhundert fanden Künstler der Renaissance, im Rückgriff auf Mathematiker der Antike, einmal Euklid (um 300 v.Chr., Schriften über die Optik) und dann Vetruv (1. Jahrhundert v.Chr.; römischer Baumeister, Schriften zu Architektur), die berechenbare und durch Konstruktion zu lösende Methode für einen perspektivischen Bildaufbau. Die Räume konnten mittels Zentralperspektive mithilfe eines Fluchtpunkts dargestellt werden. Lineal und Abmessen als bildnerische Mittel ?
Wellenlinien oder frei schwingende Ornamente passen nicht in dieses Konzept, auch nicht vibrierende Farbigkeit, die sich nicht abgetönt in einem angenommenen Schattenverlauf einfügt.
Gegen das euklidische Sehen haben Künstler_innen immer rebelliert, weil der Ausdruck, die Imagination, das freie Spiel nicht möglich sind.


Bilder auf den Kopf stellen, mit Bildideen spielerisch variantenreich neue Formen entdecken, dadurch die eigene Fantasie und die Fantasie der Betrachter_innen anstoßen, ist mit Euklid nicht vereinbar.
Figurtürme, die als Figuration umkehrbar sind, habe ich aus der obigen Grundform entstehen lassen.




Die Tuschezeichnungen sind im April 2024 als Serie entstanden – Ausgangspunkt ist eine Wellenlinie, die ich innerhalb der Zeichnung abgewandelt habe, rhythmisch, proportional – Improvisation.
04.07.2024 Gu