In den Fingerübungen mit dem Kalligraphie Pen bin ich zu dichten Figurflächen gelangt, die ohne Figur-Grund Verhältnis auskommen und den betrachtenden Augen in einem Rhythmus begegnen.
Das Experimentieren mit unterschiedlichen Zeichenwerkzeugen ist für die Improvisation eine beständige Erweiterung der Möglichkeiten.
Aus Asger Jorn „Gedanken eines Künstlers“ 1953 Seite 22 : „Kant definierte die Schönheit ‚als das allgemeine, interesselose und notwendige Gefallen‘. Da aber Gefallen eigentlich nichts anderes ist als eine Art von Interesse, müssen wir diese sich selbst widersprechende Definition verwerfen, und machen geltend, das die Ästhetik das Interesse für das Unbekannte ist, dessen Wirkung sowohl unangenehm wie auch angenehm sein kann, antipathisch wie sympathisch, was Empfindungen von Unlust oder Lust auslöst, wir uns Gelegenheit geben, das Erlebnisobjekt ( gemeint ist hier > das Bild < Anmerkung von Gu ) als hässlich oder schön zu beurteilen,…“
Mit „Erlebnisobjekt“ ist hier das Bild oder allgemeiner ein Kunstwerk gemeint.
Auf Seite 23 heißt es : „Die Ästhetik als das Interesse für das Unbekannte aufgefasst.“
Damit definiert Asger Jorn in „Gedanken eines Künstlers“ die Aufgabe der Bilderfindung, Künstler_innen haben die Aufgabe fortwährend neue Seherlebnisse (durch Experimentieren mit Form, Material ) zu erfinden.




Und im folgenden Bild wird die Verdichtung der Figurationen durch das Improvisieren mit zwei Kalligraphie Pens erreicht, der One Inch Marker wird mit dem schmalen Kalligraphie Pen kombiniert.
Die Methode erweist sich als Kontinuität und ein Anknüpfen an Experimente aus 2021 „Rhythmus in schwarz-weiß“.
Die Figur-Grund-Beziehung löst sich wie beim Kubismus in Rhythmus auf und ist deshalb keine Beschränkung des Seherlebnisses.



Gefundene Figurationen müssen sich zu einem Rhythmus verwandeln, damit sie interessant bleiben.
26.04.2023 Gu