Nichts Neues, sondern wieder Jean Dubuffet:
„Ein Bild soll in einem Stück und in einem einzigen Zug gemacht werden. Keine Flickereien also, Und nicht mehr Retuschen als an einer fertig gebrannten Keramik. Alle Fehlstellen und Mängel belassen.“
Seite 32 aus > Malerei in der Falle – Antikulturelle Positionen, Bern 1991
„Die Hand spricht
Wandsprüche und absichtslose Kritzeleien zum Vorbild nehmen. Die Impulse der menschlichen Hand, ihre ureigene Spontanität achten, wenn sie ihre Zeichen entwirft. Zum Beispiel die leichte Abweichung von der Vertikalen in der Schrift und in jedem anderen Zeichen, das von Menschen mit Hingabe – mit der Zunge im Mundwinkel – hingesetzt wird. Dazu zahlreiche andere gleichartige Reflexe. Dies alles in die Kunst retten.“ …. „Die sorgfältigsten Druck- und Zierschriften sind weniger interessant als ein paar handgeschriebene Worte, die ohne besonderen Ehrgeiz von einer wohlmeinenden Hand verfasst worden sind. Man sollte den Menschen und seine Schwächen und Unbeholfenheiten bis in die kleinsten Details eines Bildes spüren. Eine Linie zum Beispiel, die eigentlich gerade sein sollte, gerät etwas zittrig (weil die Hand zittert ), hat Unterbrechungen (weil der Pinsel über kleine Unregelmäßigkeiten oder Körnchen auf der Malfläche hüpfte) und fällt zum Ende hin ab (weil der Arm des Malers ermüdet ist).“ ebenda Seite 39f.
Ist das nur Kunstgeschichte oder auch noch heute aktuell ? Aktuell heißt, dass die Feststellungen von Jean Dubuffet als auch seine Aufforderungen heute, jetzt gültig sind. Es geht um die Lebendigkeit, um die Widerspiegelung von etwas Erlebten in einem Bild, in einer Zeichnung. Darin trifft sich Jean Dubuffet mit dem Surrealismus. Beim Lesen der antikulturellen Positionen ist zu bemerken, wie schwierig es ist, das Tun im bildnerischen Prozess auf die Ebene der Wörter der gesprochenen Sprache zu bringen. Häufig werden Vergleiche bemüht um zum Beispiel auszudrücken, dass Künstler_innen den eigenen Charakter malen und von sich erzählen sollen:
„Ganz besessen vom Gleiten, vom Glitzern im lebendigen Wasser – voller Leidenschaft wäre das Werk der Forelle, wenn Forellen malen würden.“ ebenda Seite 41





Tuschezeichnung auf dem Format 24 cm x 48 cm – umkehrbare Figuren
Wer genau hinschaut hat die Figuration aus dem Beitrag vom 17.05.2023 erkannt. Diese Figuren sind Variationen zu „Kopfüber-Balance “

24.05.2023 Gu