Bilder erfinden bedarf einer Methode. In der Geschichte der Kunst, der Malerei, der Zeichnung ist das Bildermachen nach der Natur nur eine Methode. Das Nachahmen wird angestrebt, diese Art des Bildermachens ist keine Bilderfindung, es entstehen nicht neue Seherfahrungen, sondern das naturnahe Sehen wird wiederholt.
Dagegen heißt >> Bilder erfinden << aus der Vorstellung heraus, aus dem Spiel heraus, aus dem Material heraus, aus dem Experiment im Zusammenspiel mit der Fantasie heraus, etwas Neues entstehen lassen.
Deshalb haben die Surrealisten als Bilderfindungsmethode die Aleatorik genutzt. In zufällige Strukturen werden Formen hineingesehen oder aus diesen herausgearbeitet.
Max Ernst hat z.B. die Holzmaserung des Fußbodens auf Papier abgerieben, diese Frottage hat er betrachtet und Formen, Linien verstärkt, bis ein naturnahes Bild mit phantastischen Elementen entstanden ist. Diese rezeptive Bildenstehungsmethode, bei der zufällige Strukturen ausgedeutet werden, ist die Quelle des Surrealismus. Meines Erachtens handelt es sich um eine aleatorische Methode. Die zufällig entstehende Strukturen werden ausgenutzt.
„Unter Aleatorik (von lateinisch aleatorius „zum Spieler gehörig“, alea „Würfel, Risiko, Zufall“) wird in Musik, Kunst und Literatur im weitesten Sinne die Verwendung von nicht-systematischen Operationen verstanden, die zu einem unvorhersehbaren, weitgehend zufälligen Ergebnis führen. Aleatorisch steht für „würflerisch“, vom Zufall abhängig.[1] Quelle wikipedia
Mir geht es aber beim Bilderfinden nicht um Hineinsehen in etwas, sondern um Variation und Kombination von zuvor schon erprobten Formen. Damit möchte ich mich in die Improvisation einreihen und die Aleatorik von der Improvisation abgrenzen.

Die abgebildete Zeichnung wurde ausgehend von Formen, erkennbar an den breiteren Linien, entwickelt. Der Entsstehungsprozess gleicht einem Rhythmus, Form zeichnen, Figuratives entdecken, Formen hinzufügen, figurativ denken, Blatt wenden usw.
Durch diese Vorgehenswiese entsteht dieses „Konglomerat“ als Umkehrbild mit Figurationen, die von der jeweiligen längeren Bildkante aus betrachtet werden können – ein neues Seherlebnis.

Etwas mehr Einblick gibt die Definition auf wikipedia: „Improvisation bedeutet, etwas ohne Vorbereitung, aus dem Stegreif dar- oder herzustellen. Im allgemeinen Sprachgebrauch versteht man unter Improvisation auch den spontanen praktischen Gebrauch von Kreativität zur Lösung auftretender Probleme.“
„Wortherkunft. Das Verb improvisieren wurde im 18. Jahrhundert aus dem italienischen improvviso entlehnt, das zu improvviso im Sinne von unvorhergesehen, unerwartet entstanden ist. Zugrunde liegt dem italienischen Wort das lat. im-pro-visus als eine Verneinungsform und lat. pro-videre als vorhersehen. Hiermit verwandt sind die deutschen Wörter Vision und Provision.[2]“
Die Bildschöpfungen Max Ernsts sind genauso wenig vorhersehbar wie zum Beispiel die Bilder von Jackson Pollock oder anderer experimenteller Künstler_innen. Dennoch ist die Bild-hervorbringungs-methode eine zutiefst unterschiedliche.
Max Ernst sieht etwas hinein und arbeitet es heraus. Jackson Pollock nutzt das Verhalten des Materials, das er zuvor erforscht hat und gezielt anwenden kann. Daher sind Künstler wie Jackson Pollock, Asger Jorn, Karl-Otto Götz und andere den Musikern viel näher:
„Improvisation (Musik) Als Improvisation wird eine Form musikalischer Darbietung durch Einzelne (Solisten) oder Ensembles verstanden, bei der Tonmaterial und Klangfolgen in der Ausführung selbst entstehen und nicht oder wenig vorher notiert worden sind. Die musikalischen Klangereignisse verdanken sich dem spontanen Einfall und der Inspiration. Es ist zwar grundsätzlich möglich, ohne jegliche musikalische Ausbildung zu improvisieren. Eine gelungene Improvisation setzt in der Regel voraus:
- die (technische) Beherrschung des jeweiligen Instrumentes oder der Stimme
- die Beherrschung der dem jeweiligen Stil entsprechenden musikalischen Parameter und ihrer Gesetzmäßigkeiten
- das Potential, damit kreativ umzugehen.“ Quelle wikipedia
Dies besagt, dass Improvisation schon aus dem Stegreif möglich ist, aber eine Qualität erst entsteht, wenn drei Bedingungen erfüllt werden. Meines Erachtens geht es hier um bildnerische Parameter und deren Gesetzmäßigkeiten, die von der /vom Bilderfinder/in individuell eingesetzt werden können


Die drei Parameter Struktur oder Rhythmus, figurative Formung und eine Verteilung des Entstehenden auf der Fläche zu einer Komposition liegen der Graphik zugrunde.
Meine persönliche Definition des Bildermachens versuche ich zu formulieren :
Aus dem Stegreif heraus mit einem Erfahrungsschatz an figurativer Vorstellung und Anordnungsmöglichkeiten auf der Fläche mithilfe der Beherrschung des nutzbaren Materials ein zweidimensionales Bildereignis erarbeiten. . . . ausdrücklich © Definition Guse 2023
Das könnte zutreffen
12.12.2023 Gu