Eine kleine Leinwand gefüllt mit dicht an dicht Formen, die Figuration bedeuten, im Format 30 cm x 30 cm hat mich dazu verleitet, das Bild auf die Spitze zu stellen.
Also eine Raute bilden, damit der „Virenwirbel“ besser wirbeln kann. Das Malen findet im ständigen Wenden und Drehen statt, da ist es nur konsequent, wenn die unverückbar fest stehende Bildkante aufgegeben wird.



Der „Virenwirbel“ ist vielseitig zu betrachten, so wie ständig entstehende Virenvarianten. Sind die weißen Flecken nicht wie ein Ausschlag von Krankheit ? Taucht da nicht etwas auf wie ein großes zerfließendes Gesicht ? Das Auge des Betrachters kann in einen Dialog mit den Bildformen treten, sich anregen lassen, in diese oder jene Richtung zu sehen, zu denken.
In dem Buch „Auf Liebe und Tod – Das Leben des Surrealisten Wolfgang Paalen“ Autor Andreas Neufert habe ich Folgendes gefunden:
Der Essay „endete in einem Aufruf an die Künstler, ihre Bilder mit dem Drang zu malen, wie einst Pygmalion seine Skulptur geschaffen habe, auf dass sie sich verlebendige,… zugleich auch ein Aufruf an den Betrachter …, sich den Bildern zu nähern, als seien sie lebendig und gesprächsbereit,…“ (Seite 499)
Andreas Neufert bezieht sich auf ein Essay, das Wolfgang Paalen verfasst hat, um seine neue Auffassung von Bildmöglichkeiten zu erklären. Der Surrealist Wolfgang Paalen hat sich in der Zeit von 1940 bis 1943 im mexikanischen Exil immer mehr von der surrealistischen Theorie André Breton gelöst und eine eigene postsurrealistische Theorie zur Bilderfindung entwickelt. „Keine Malerei mehr mit einem Gegenstand, aber kein Bild mehr ohne Thema.“ (ebenda S.498)
Damit wurde eine Grundlage für den abstrakten Expressionismus in den USA gelegt. Für mich sind die Thesen Grundlagen einer Tradition, in die ich mich stelle. Kunsthistorisch zu prüfen wäre einmal, inwiefern nicht auch Übereinstimmungen mit der Künstlergruppe COBRA ( 1948 bis 1951) zu finden sind, die meines Wissens nicht mit Wolfgang Paalen in Kontakt war, obwohl die gleiche Kritik am Surrealismus bestand.
Oft arbeiten Menschen an gleichen Themen und wissen nichts voneinander.

13.09.2022 Gu